Den Ausgaben von monatlich knapp 100 Euro für Strom und Wärme stehen Einnahmen von fast 400 Euro aus der Solaranlage gegenüber. Die Familie, das ist der Clou, kann mit ihrer effizienten Wohnweise Geld verdienen. Noch dazu muss sie weder die Winterabende bei Kerzenschein überdauern, noch darf nur einmal pro Woche geduscht werden. Bislang sind solche Häuser die Ausnahme. Rund 17 Millionen Wohngebäude stehen in Deutschland, rund 30 Prozent der Energie wird in den vier Wänden verbraucht, meist für kuschelige Raumtemperaturen und warmes Wasser. Hier verbergen sich die größten Sparmöglichkeiten. Eine normale Ölheizung benötigt laut einer Studie des Energiedienstleisters Techem im durchschnitt 15,7 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Niedrigenergiehäuser kommen mit bis zu 7 Liter aus. Viele Modelle wie das Haus der Familie Hoyer-Schweer sogar mit erheblich weniger. Und inzwischen sehen sie auch nicht mehr wie überdimensionale Jutetaschen aus. Das Problem sind die wirklich alten Gemäuer: Sie verheizen schon mal 50 Liter oder mehr. Genau diese Objekte aber stellen die Mehrheit der Gebäude zwischen Füssen und Flensburg: Drei Viertel der Wohnimmobilien in Deutschland wurden vor 1977 errichtet, bevor die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat.

Jedes Land hat seinen eigene Moral

Vielleicht ist es auf die weise, dass jedes Land seine eigene Moral hat, nach Entwicklungsstand. Welche Rolle, fragen Asbestlobbyisten, spielt eine Latenzzeit von 30 oder 40 Jahren atomar Land, in dem die Lebenserwartung derzeit kaum höher ist als 60 Jahre? Kanadas Asbestexport wäre dann nichts anderes als ein Geschäft zwischen zwei Moralzonen. Die Sorge um Asbest, an der Zeit sein in Indien, sei ein Luxusproblem. Weil der Mensch zuerst ein Domizil will und erst später annähernd Gesundheit denkt, steigt der Asbestverbrauch das wachsenden Bevölkerung. Fachleute befürchten, dass die Zahl der Inder, die in 30 oder 40 Jahren an Asbestose oder an einem Mesotheliom leiden werden, schon deswegen Unsummen könnte. Sie könne es nicht ertragen, sagt Michaela Keyserlingk, deren Mann am Asbest zugrunde ging, dass der unnötige Asbesttod immer bislang nicht vermieden wird. Im September schöpfte sie Hoffnung. Im Juni hatte die Provinzregierung in Québec den versprochenen Kredit über 58 Millionen Dollar für die Jeffrey Mine von Baljit Chadha freigegeben, jetzt verkündet die neugewählte Premierministerin von Québec, sie werde das Geld nicht auszahlen. Für die kanadische Asbestindustrie gebe wohl keine Zukunft, sagte sie. Eine Überraschung. Eine Kehrtwende. Vielleicht hatte die Öffentlichkeitsarbeit gegen Asbest doch etwas genutzt. Vielleicht, an der Zeit sein nun, werde Kanada sogar seinen Widerstand gegen die Aufnahme von Asbest auf die Rotterdam-Liste aufgeben. Mehrere Tage lang sah sich Michaela Keyserlingk am Ziel. Sie empfing die Nachricht in ihrem Haus am See, vor sich ein Foto ihres Mannes, dachte nicht ganz letzte Reise, den Abschied, an ein langes gemeinsames Leben. Aber das Misstrauen kam zurück. Was nützt es, wenn Kanada seine ablehnende Haltung aufgibt – und stattdessen Russland die Neinsager unterstützt? Und wer garantiert, dass Chadha und seine Leute nicht gegen das gebrochene Kreditversprechen klagen – und dann das Schadensersatzsumme die Mine wieder reaktivieren? Dann, sagt Michaela Keyserlingk, wäre sie wieder im Lande, wo sie angefangen hat.

Asbest von Kanda nach Indien

Je mehr Asbest Kanada also nach Indien liefert, heißt das, desto besser ist das für die Gesundheit der Inder. Er sei es leid, ständig Lügen über Asbestgefahren in den Zeitungen zu lesen, sagt wenig später Serge Boislard, der seit gut 40 Jahren in der Mine in Asbestos sein Geld verdient. Boislard war 18 Jahre alt, als er dort anfing. Sein Vater arbeitete in der Mine, seine Onkel und die Väter seiner Freunde. Er selbst war bei den Bohrungen dabei, war oben in der Mühle, seit ewigen Jahren hat er die 200-Tonnen-Trucks gefahren. Zuletzt arbeitete er im Kontrollraum, die Augen auf eine Tafel mit 500 Lampen gerichtet, ein schwerer Mann mit einem weißen Haarkranz und rasselndem Atem. Boislard ist der Präsident des “Mouvement PROChrysotile québécois”, einer Lobby-Organisation, die dafür kämpft, dass der Asbestabbau weitergeht. Er hat etwelche Zeitungsartikel kopiert als wenn das nicht gereicht hätte Tabellen herausgesucht, die er mürrisch über den Tisch schiebt. Viele Menschen, sagt Boislard, kommen alljährlich im Straßenverkehr um, sterben durchs Rauchen.

Die radikalen Umwetlschützer

Dies siehst du hier irgendwo etwa die Einschätzung radikaler Umweltschützer, sondern Ergebnis einer amtlichen Studie des Reichsinstituts für Gesundheitswesen und Umwelt. Um mindestens 70 Prozent müßten die Belastungen reduziert werden, wenn “die Natur in Sachen der Niederlande auch im jahr 2010 noch lebensfähig” sein soll. Für Professor Lucas Reijnders, seit Anfang der zehn Jahre in der ökologischen Bewegung aktiv, markiert diese inständige Mahnung der Königin die “Wende in der Umweltpolitik”. Prompt wandelte sich Lubbers, beeindruckt deren heftigen Kritik an seiner Schönfärberei, vom “Saulus zum Paulus” (Reijnders). Der Konservative setzte sich beinahe Spitze der Umweltsanierer. Christdemokrat Lubbers, seit fast sieben Jahren Regierungschef, trat Anfang Mai zurück, weil er fürt ökologische Sanierungsprogramm seiner Regierung nicht genügend Unterstützung fand. Sein Koalitionspartner, die rechtsliberale VVD, wollte einen Eckpfeiler des Umweltplans nicht mittragen: die Abschaffung der Kilometerpauschale. Die steuerlichen Mehreinnahmen in Höhe von 622 Millionen Mark sollten zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs vorkommen. Eine politische Premiere in europa: Erstmals demissionierte eine Regierung wegen eines ökologischen Konflikts, und erstmals, so zeigten die vergangenen Wochen, dreht sich der Wahlkampf fast ausschließlich ums Thema Umwelt.